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Macht, Magie, Manipulation?
Diese Fragen beschäftigten fast drei Stunden lang die Jahrgangsstufen 11 und 12 des Beruflichen Gymnasiums in Bebra. Die Aula war mit 150 Schülerinnen und Schülern und ihren begleitenden Deutschlehrerinnen gut gefüllt.
Das Solotheater von und mit Ekkehart Voigt brachte das Theaterstück “Faust, Der Tragödie erster Teil“ auf die Bühne. Voigt als einziger Schauspieler oder, wie er sich selbst nannte, “Theatermacher“ verkörperte die drei wichtigsten Charaktere Faust, Mephistopheles und Gretchen sowie einige Nebenfiguren souverän und mühelos mit Orts- und Stimmwechsel zur Unterscheidung der Rollen.
Mit vielen Goethe-Originalzitaten in gekürzter Fassung vermischt mit einer eigenen Rolle als „Teufelslehrer“ gelang es Voigt, seine jugendlichen Zuschauerinnen und Zuschauer zu fesseln, sie direkt anzusprechen, aber auch zum Mitspielen aufzufordern, was zu mancher Situationskomik führte. Nicht nur die Bühne, sondern auch der Zuschauerraum wurden dafür genutzt, was für eine abwechslungsreiche Dynamik im Spiel sorgte.
In der Nachbesprechung konnten die Schülerinnen und Schüler Fragen stellen; zudem erläuterte und vertiefte Voigt Schwerpunkte, erklärte seine Vorgehensweise und stellte sein eigenes Frauenbild dar, welches sich von dem Goethes klar unterscheidet. So erfuhr das Auditorium wie lange der Theatermacher sich auf das Stück vorbereitet hatte, was er tut, wenn der Text „hängt“ und wie es dazu kam, dass Voigt den „Faust“ überhaupt inszenierte, obwohl er eigentlich Schiller bevorzugt. Dazu erzählte er eine hübsche kleine Anekdote.
Anschließend weihte er das Publikum in die Erkenntnisse ein, die er im eigenen Spiel gewonnen hat. Ausgehend von der Voraussetzung, dass wir Menschen immer eine Wahlmöglichkeit, eine Selbstbestimmung im Leben haben, Gutes zu tun, stellte er heraus, dass die Figur Faust seine Sache schlecht gemacht hat. Man könne immer seine Haltung zu Dingen ändern, wenn man die Dinge selbst nicht ändern kann und auch „stopp“ sagen, damit man nicht zum Opfer wird. Die Macht und Manipulation der auch sozialen Medien heute bildeten eine Parallele zum Fauststoff. Somit zeigte sich, der Klassiker „Faust“ ist immer noch aktuell, je nach Lesart, Spielart und Interpretation.